Die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen - was diese mit Smartphones zu tun hat und wieso wir froh sein können, in Deutschland zu leben? Lesen Sie selbst!
"Meine Güte, was für ein langweiliges Spiel", höre ich einen Kneipenbesucher sagen, während er das Spiel Iran-Nigeria schaut. Gefrustet blickt er vom Fernseher weg auf sein Smartphone und daddelt ein wenig damit herum. Er ist - genau wie ich - wohlgenährt, das Bier fließt in Strömen.
Während wir uns gelangweilt abwenden und mit teurem Luxusspielzeug beschäftigen, wird in Nigeria ein Anschlag verübt - die Terrorgruppe Boko Haram hatte schon vor der WM mit Selbstmordattentaten gedroht, da Fußball dem Koran bzw. ihrem Glauben widerspräche. Die Begründungen sind unterschiedlich. Ein ägyptischer Salafist meinte neulich, eine Veranstaltung wie die Fußball-Weltmeisterschaft lenke von religiösen Pflichten und gesellschaftlichen Problemen ab. Gänzlich Unrecht hat er damit sicher nicht (was selbstverständlich keinen Terror-Anschlag rechtfertigt), denn auch in einem 'zivilisierten' Land wie Deutschland dient die Fußball-WM manchen Menschen lediglich als Ablenkung vom grauen Alltag, frei nach dem Motto 'Brot und Spiele'. Es ist eine Zeit, in der man sich nicht kümmern muss: Um Missstände, die eigentlich in Brasilien herrschen, um Stichwahlen, die als 'Nachklang' der Kommunalwahlen stattfinden oder um die massive Ressourcenverschwendung, die nicht nur im Rahmen eines solchen Turniers geschieht.
Wer nun gleich wieder "Spaßbremse, Spaßbremse!" rufen möchte, dem sei gesagt: Auch ich - sonst eher kein Fußball-Fan - verfolge die WM, denn ich begeistere mich für den Wettkampf der Nationen, freue mich, dass ich als Deutscher die Nationalfarben verwenden und eine Fahne ins Fenster hängen darf, ohne dass gleich der Eindruck entsteht, ich sei politischer Extremist. Ich möchte also niemandem den Spaß an der Sache verderben! Nur sollte man bei aller Freude nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt, die es wesentlich schlechter haben als wir: Während wir uns über ein "langweiliges Spiel" beschweren, werden in Nigeria friedliche Menschen beim Public Viewing ermordet, nur weil sie - genau wie wir - gemeinsam ein Fußball-Spiel ansehen wollten.
Der Mensch in der Kneipe daddelt immer noch auf seinem Smartphone herum. Als wäre es Schicksal, flimmert just in diesem Moment der Werbespot eines Smartphone-Anbieters über den Bildschirm: "Freue Dich auf die neidischen Blicke Deiner Freunde, weil Du bei uns jedes Jahr ein neues Smartphone auspacken kannst!" - Na wenn wir sonst keine Probleme haben... Deutschland olé!
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